Selbstverteidigung für die Frauen aus Amriswil

Am 20. April 2024 organisierte der Frauenverein Amriswil mit der SKEMA Kampfkunstschule Amriswil einen Kurs zur Selbstverteidigung. Während zwei Stunden lehrte Christian Bösch, Leiter der SKEMA Arbon und Amriswil, den 18 wehrhaften Frauen Techniken zur effektiven Selbstverteidigung für die Strasse.

Die Teilnehmerinnen aus drei Generationen gaben Vollgas. Oftmals ist die Angst vor Berührung ein zentrales Problem beim Erlernen von Verteidigungstechniken. Christian Bösch baute diese Hemmungen ab, indem er die Frauen auf Kontakt trainieren liess. Jeder Schlag wurde so ausgeführt, dass das Vis-à-vis berührt wird. Kontrolliert, aber bestimmt. Bei jeder Berührung wurde aktiv ausgeatmet. Somit wird das Nervensystem trainiert, bei Gewalteinwirkung nicht in eine Schockstarre zu verfallen, sondern bewusst zu entspannen.

Um nicht in eine Opferrolle gedrängt zu werden, war der nächste Schritt zurückzuschlagen. Ja, ich werde getroffen, aber ich wehre mich. Auf diese Einstellung legte Christian Bösch grossen Wert. Augenblicklich zeigten die Frauen von Jung bis Alt die Krallen und kämpfen wie mutige, starke Löwinen.

Weiter wurde mit dem „Frame“ eine Technik eingeübt, mit welcher Schläge ohne grossen Kraftaufwand abgewehrt werden können. Entscheidend dabei ist die korrekte Ausrichtung der Gelenke, um die Kraft wie eine Drehtüre aufzunehmen und umzuleiten. Und natürlich wurde auch da zurückgeschlagen.

Ein Höchstmass an Stress erfährt der Körper, wenn einem die Kehle zugeschnürt wird. Auch bei den Würgbefreiungen wurde auf komplizierte Techniken verzichtet. Sobald die Hände am Hals waren, wurde zurückgeschlagen. Um mehr Wucht in die Schläge zu bringen, trainierten die Teilnehmerinnen diese abschliessend in Schlagkissen. „Eine Faust kann brechen, die offene Handfläche ist deutlich weniger sensibel. Wer das nicht glaubt, kann gerne mit beiden Varianten an einer Mauer trainieren“, erklärte Christian Bösch. Somit wurde intensiv der Handflächenstoss geübt.

„Christian Bösch hat das Unmögliche möglich gemacht und den anwesenden Frauen in nur zwei Stunden eine Ahnung von Selbstverteidigung vermittelt“, berichtet Jacqueline Rutishauser vom Frauenverein Amriswil begeistert.

Wir danken dem Frauenverein für das entgegengebrachte Vertrauen und hoffen, dass die Frauen aus Amriswil etwas aus dem Kurs mitnehmen können, um sich in ihrem Alltag sicherer zu fühlen.

Der Long Pole als weiteres Element der Kampfkunst

Nach Abschluss der 11. Prüfung stehen die Türen offen für weitere Facetten der SKEMA-Kampfkunst. Eines dieser Seminare beinhaltet den Long Pole. Dieses wurde an zwei Aprilwochenenden im SKEMA-Zentrum in Uster durchgeführt. Si Hing Marco Waldmeier leitete dieses und gab seine langjährige Erfahrung mit dem 2,7 Meter langen Long Pole weiter. Insgesamt nahmen 26 Personen teil, die sich mit der Länge und dem Gewicht des Long Poles vertraut machten und dabei die kraftvolle und erdige Wirkung dessen spüren konnten. Während des Trainings gab es reichlich Gelegenheit, sich intensiv zu engagieren, wodurch es zu einer Menge Schweiss, Muskelkater und Blasen an den Händen kam. Doch dies schien die Kampfkünstler nicht zu stören, sondern vielmehr zu motivieren, besser zu werden.

Das Training konzentrierte sich zum einen auf eine Form mit verschiedenen Stichen, Schlägen und Abwehrtechniken. Dank des guten Wetters konnte die Form an der frischen Luft geübt werden. Dies ermöglichte es den Teilnehmern, den Stockwurf am Anfang der Form bis zur Perfektion zu trainieren. Die Treffsicherheit der Stichhiebe wurde durch das Einschlagen von Nägeln in ein Holzbrett trainiert, wobei jeder Teilnehmende mit einem kräftigen Hieb einen Nagel im Brett versenkte. Die Schlagkraft des Long Poles wurde durch Übungen an Pratzen und Kissen verbessert.

Zum anderen wurden verschiedene Partnerübungen durchgeführt, bei denen die Praktizierenden auch Aspekte der Gefühlsschulung erlernten. Dabei konnten sie das Wechselspiel zwischen Angriff und Verteidigung üben.

Die Meisterung des Long Poles dient der Verfeinerung der Kampfkunst. Das tiefe Stehen im Pferdestand kräftigt die Beine und schult die Körperhaltung. Die Schlagkraft entsteht durch ein präzises Zusammenspiel der Muskulatur der Beine, des Rumpfes und der Arme. Diese explosive Bewegung ist ein Zusammenspiel von Sehnen- und Muskelkraft. Sehnenkraft ist vergleichbar mit einem Gummiband, welches aufgezogen und anschliessend gelöst wird. Wie ein Peitschenhieb startet die Bewegung im Becken und wird über Rumpf, Brust und Arme bis in die Stockspitze geführt. Die Stärkung der Koordination, der Körperhaltung und der Muskel-, sowie Sehnenkraft sind alles Bausteine, welche die Teilnehmenden in ihrem Kung Fu weiterbringen sollen.

Am Ende des Seminars musste jeder Teilnehmende die Long-Pole-Form präsentieren und einen kurzen Sparringskampf absolvieren, wobei das Gelernte in einer freundschaftlichen Atmosphäre umgesetzt wurde.