Das Kantonsspital St. Gallen fördert aktiv die Gesundheit seiner Mitarbeitenden. Die Berufstätigen haben die Möglichkeit, diverse Kurse zur Steigerung ihres Wohlbefindens und ihrer mentalen und physischen Balance zu besuchen. Marcel Haas von der SKEMA Kampfkunstakademie St. Gallen Ost leitet den Kurs in Tai Chi am Kantonsspital seit Frühling 2022.
Im Rahmen des Kurses lernen die Teilnehmenden Übungen zur Stressbalance. Dies geschieht in Form von Atemübungen, Dehnungen und Bewegungsabfolgen aus dem Qi Gong und Tai Chi. Tai Chi ist eine Abfolge von langsamen und achtsamen Bewegungsmustern. Fokus liegt dabei auf der korrekten Körperhaltung, der bewussten Atmung und der möglichst fliessenden Ausführung der Bewegungen. Die 24er-Form, welche von den Tai-Chi-Neulingen begeistert gelernt wird, ist die Form für Einsteiger des Tai Chis. Bei dieser werden Bewegungen in geraden Bahnen absolviert und die Kontrolle über die Extremitäten erlernt.
Neben dem Tai Chi stehen Atmung in Verbindung mit Haltungskorrektur und Qi Gong im Zentrum. Beim Qi Gong werden die Übungen mehrheitlich stehend ausgeführt und es werden somit noch mehr Ressourcen frei, um die Körperwahrnehmung zu schulen.
Eine der zentralen Atemtechniken, welche Marcel Haas instruiert hat, arbeitet über die Hypoxie. Über die komplette Ausatmung und dem anschliessenden Aushalten wird der Körper in eine Sauerstoffschuld (Hypoxie) gebracht. Der Stress führt auf Zellebene dazu, dass das Hormon Erythropoetin (EPO) stärker gebildet wird. EPO spielt eine wichtige Rolle in der Neubildung von roten Blutkörperchen. Die Wirksamkeit und den beschriebenen Nutzen dieser uralten Atemtechnik belegte 2019 Dr, William Kaelin. Er erhielt dafür den Nobelpreis in Medizin. Mittlerweile existieren sogar Therapiegeräte, welche über Hypoxie arbeiten. Diese zielen neben der Blutbildung ebenfalls auf die Neubildung der Mitochondrien, der zelleigenen Kraftwerke, ab.
Über die Massage der Ohren lernten die Teilnehmenden, ihren Vagusnerv zu beeinflussen. Der Nervus vagus ist der wichtigste Nerv des Parasympathikus. Dieser Teil des vegetativen Nervensystems ist massgeblich am Stressmanagement beteiligt. Er senkt das Stresshormon Kortisol und bringt somit Ruhe und Möglichkeit zur Regeneration des Körpers. Ein Teil des Nervs innerviert den Innenbereich des Ohres, genauer die Concha. Aus chinesischer Medizin betrachtet, spiegeln sich darin alle Organe. Wird dieser Bereich des Ohres durch Massage stimuliert, wirkt sich das stärkend auf den Parasympathikus und somit auf die Regenerationsfähigkeit des Körpers aus.
Die Auswertung, welche das Kantonspital zu jedem Kurs durchführt, lässt sich sehen. Alle Mitarbeitenden würden den Kurs weiterempfehlen. Die Kompetenz des Kursleiters wird mit «sehr gut» bis «übertroffen» bewertet. «Der Kursleiter hat eine sehr angenehme, ruhige Art und er hat ein breites Wissen zu den Themen, die er vermittelt. Er lässt sich alle paar Wochen wieder neue Übungen einfallen und erzählt auch immer spannend den Hintergrund dazu. Das Tai Chi selbst wirkt beruhigend und fördert die Konzentration», meldete eine Person zurück. Gewisse wünschen sich sogar, dass das Angebot von ein auf zwei Mal pro Woche ausgedehnt wird.
Wir danken dem Kantonsspital St. Gallen für das entgegengebrachte Vertrauen und freuen uns, ihre Mitarbeitenden weiterhin in ihrer Resilienz zu stärken.