«Kampfsport» und «Kampfkunst» – worin liegt der Unterschied? Kurz gesagt, in allem.

Während der Kampfsport auf den Erfolg wie Ansehen, Pokale etc. zielt und dafür eine «Arena» nutzt, beleuchtet er vor allem den physischen Aspekt. Der Antrieb ist die Idee, ein Turnier oder eine Medaille zu gewinnen. Oft führt dies jedoch zu einseitigem Training und zu Inkaufnahme von vermeidbaren Verletzungen. Diese Abnutzung schadet langfristig dem Körper. Einem Körper, dem Schaden zugefügt wird, dessen Lebenseinstellung nimmt gleichermassen Schaden an – und damit auch sein «Spirit». Kampfsport pflegt das Ego. Es darf einem jungen Menschen gegönnt sein, den Weg des Kampfsportes zu wählen, auch weil er sich dadurch (noch) als «physisch fit» ansieht, jedoch muss ihm ebenso eingeräumt werden, dass es begrenzt ist. So ist es nicht selten, dass bereits mit 25 Jahren der Körper erste «Signale gibt», mit 30 Jahren bereits einen «Alarm ausruft» und mit 35 Jahren die «körpereigene Energie angezapft» wird (der «Raubbau» wird spürbar). Kampfsporttreibende tragen nicht selten darüber hinaus physische und bleibende Schäden davon (Rücken-, Knie- oder anderweitige Gelenkprobleme, Lähmungserscheinungen, Parkinson etc.). Es ist selbstredend, dass dadurch die Lebensqualität eingeschränkt wird. 

Die Kampfkunst (Martial Arts) zielt auf ganz andere Aspekte. Sie soll/muss den Praktizierenden durch das ganze Leben hindurch begleiten. «Mit 35 Jahren fängt es doch erst richtig an». Alle Übungen (es wird bewusst auf die Formulierung «Technik» verzichtet; Übungen sind keine Techniken) zielen auf die Stärkung des Sehnenapparates, auf den Muskelapparat, auf die Flexibilität der Gelenke ab, sodass der Beweglichkeit (Mobilität) einen grösseren Umfang eingeräumt werden kann («range of motion»). Die Selbstverteidigung ist in dieser Kampfkunst beheimatet. Oberstes Ziel ist die Gesunderhaltung und dies auch in Form von Schutz gegenüber äusseren Angreifern. 

Sozusagen als Nebeneffekt fördert die Kampfkunst die Lebensqualität anstatt diese zu mindern – und dies auch langfristig. Die erhöhte Beweglichkeit (Mobilität) lässt bis ins hohe Alter viele fröhliche Momente zu, sei es beispielsweise beim Tanzen, dem Erleben von Enkelkindern oder bei einem Spaziergang durch Wald und Wiese. Diese Beweglichkeit und die damit freigesetzte (zurück gewonnene) Fröhlichkeit begründet Kampfkunst.

Der Körper kann als «Tempel» angesehen werden, worin sich sein «Spirit» über das Denken, über das Fühlen und über das Handeln einfindet. Die SKEMA Kampfkunstakademie erforscht, lehrt und trainiert diese Aspekte im Rahmen wissenschaftlicher Kriterien in ihren eigenen Kampfkunstschulen bzw. wendet Aspekte von erforschten Kampfkünsten als Therapiemethoden in ihren eigenen Praxen an.

Auszug aus dem Vortrag von Si Gung Suny Kamay vom 27.10.2020