SKEMA-Gründer Si Gung Suny Kamay sagte einst, dass Kampfkunst ohne Pressure-Test keine richtige Kampfkunst sei. Was heisst das genau? Um zu überprüfen, ob meine Biomechanik von Kopf bis Fuss korrekt ausgerichtet ist, braucht es Druck. Nur so zeigt sich, ob alle Gelenke korrekt ausgerichtet sind und die aufgenommene Kraft absorbiert und geerdet werden kann. Dazu braucht es einen stärkeren Trainingspartner oder eben die Wooden Dummy.
Die Wooden Dummy oder zu Deutsch Holzpuppe, ist eine stabile Konstruktion, mit vier Armen, drei symbolisieren die Oberarme, eine die Beine. Im Wooden-Dummy-Seminar, welches nach Abschluss der 11. Prüfung besucht werden kann, lernen die Teilnehmenden eine Form aus einzelnen Techniken an dieser. Jede dieser Techniken muss korrekt ausgeführt werden, um das Alignment, die Haltung der Körperstruktur, zu wahren und nicht die Balance zu verlieren. Nur so kann man effektiv Kraft übertragen und sich gegen stärkere Gegner verteidigen.
Wie die Wooden-Dummy-Form eines Tages aussehen könnte zeigt Si Suk Claudio Chiri an der Abschlussprüfung eindrücklich. Jede Bewegung sitzt. Dynamisch und doch präzise verweilt er kurz in jeder Position. Das rhythmische Klicken der Dummy und der Wechsel von Geschwindigkeit und Stabilität zieht die Zuschauenden komplett in Bann.
Allgemein herrscht an diesem Prüfungs-Sonntag eine positive, fokussierte Stimmung. Die Prüflinge demonstrieren ihr Können einzeln, während die anderen zuschauen und sie anfeuern. Claudio Chiri lobt die Gruppe nach bestandener Prüfung, es sei schön zu sehen, welche Fortschritte an diesen acht Tagen erzielt wurden und wie viel mehr Bewusstsein nun in der Ausführung der Techniken steckt. Er ermahnt sie jedoch ebenfalls und streicht heraus, dass jetzt das Training erst beginne. Der Ablauf sei klar, nun gilt es an den Details zu feilen und die Form zu verfeinern.
In der SKEMA gilt man gemäss der Tradition nach der 11. Prüfung nicht mehr als Anfänger, man hat die Grundtechniken und -prinzipien verinnerlicht und wird auch im Familien-Stammbaum geführt. Das echte Training zur Perfektion beginnt aber nun erst richtig, so zum Beispiel eben an der Holzpuppe. Wir gratulieren herzlich und wünschen allen weiterhin viel Freude, Demut und Geduld auf ihrem persönlichen Weg der Kampfkunst.